Waschmaschinen Horror


Die folgende Geschichte hat sich wirklich so zugetragen.

Sie könnte jederzeit Jeden von uns treffen.

Da stand sie nun. Die gute Wahl - Roover H 130 E DE. Geliefert von einem Fachhändler, der meine alte sogar in Zahlung genommen hatte. Unsere neue Waschmaschine. Das war so, als wenn du dich an einer blauen Mauritius in deinem Briefmarkenalbum erfreust oder an einem Rembrandt an der Wand. Die Freude währte jedoch nicht lange. Nach ein paar Waschvorgängen sahen die Kleidungsstücke aus wie angefressen. Es waren doch nicht irrtümIich irgendwelche Motten mit in die Trommel hineingeraten? Mäuse hatten wir auch keine. Die kamen bei den anderen Leuten mit Tränen in den Augen aus dem Kühlschrank gelaufen. Aber doch nicht aus unserer Roover! Also musste der Kundendienst her, denn schließlich gab es noch die Wertgarantie. Tja, die Manschette und das Bullauge seien wohl eine Fehlkonstruktion, wurde uns vom herbeigeeilten Kundendienst mitgeteilt. Wie bitte? Das Bullauge eine Fehlkonstruktion? Was wäre denn wohl, wenn sämtliche Bullaugen auf Schiffen Fehlkonstruktionen wären? Fenster undicht, Wasser marsch, blub blub, Schiff versenkt.
Wie dem auch sei, der Kundendienst kam, wechselte Manschette und Bullauge aus, und die Wäsche war - nicht mehr ganz so oft angefressen. Auf meine erneute Beschwerde hin wurde mir vorgeworfen, ich hätte die Maschine überladen. Wie bitte? Eine handbreit Platz bis zum oberen Rand der Trommel habe ich gelernt. Nach einer heißen Diskussion mit dem Fachhändler bis 60 Grad gab es vom Hersteller eine neue Roover, eine HNL 6164 plus Zuzahlung. Große Freude!
Fünf Monate wurde nichts anderes gemacht als nur gewaschen, und immer schön diese handbreit Platz gelassen. Dann hatte die Maschine wieder Hunger auf meine Wäsche. Mit klopfendem Herzen haben wir erneut den Kundendienst angerufen. Der würde uns garantiert für behämmert halten. Selig sind die Beklopften, denn sie benötigen keinen Hammer mehr. Erneut eine heiße Diskussion bis 95 Grad. Aber wir bekamen eine Neue, dieses Mal eine von Bauschlecht. Die alte neue Roover wurde abgeholt und die neue Neue von Bauschlecht wurde gebracht, selbstverständlich mit einer Zuzahlung.
Auspacken, aufstellen und begutachten der neuen Neuen war eins. Aber oh Schreck, bei der neuen Neuen sah die Türmanschette etwas wellig aus. Mir wurde ganz schlecht. Aber man will ja nicht meckern und außerdem gab es auf diese Maschine so etwas wie eine Garantie. Nach einigen Waschvorgängen leuchtete ein rotes Lämpchen auf. Das bedeutete so viel wie: Schauen sie doch mal nach dem Flusensieb! Nix mit Flusen, aber ein Söckchen von Jonas war drin. Na ja, die können ja schon mal durch die kleinen Löcher in der Trommel huschen, habe ich gedacht. Das ist wie bei einem groben Fischernetz mit Maschen, da huschen die kleinen Fische auch so durch. Habe ich mal in dem Film "Findet Nemo" gesehen. Als jedoch zwei Wochen später das zweite Söckchen von Jonas im Flusensieb auftauchte zusätzlich einiger Gummiteile von der Türmanschette, wunderte ich mich mit großer Verwunderung. Schließlich ließ sich auch die Tür der Bauschlecht nicht mehr öffnen. Sie pumpte weder das Wasser ab noch begann sie zu schleudern, was bei mir jedoch der Fall war, jedenfalls Letzteres. Ich lasse mir zwar nicht gern vorwerfen, Halluzinationen zu haben, aber der Kundendienst mußte her.
Um das Ganze mal ein wenig abzukürzen, denn der Autor möchte dem technisch nicht ganz unbegabten Leser bzw. der waschmaschinenbegeisterten Leserin die nun folgenden läppischen Lappalien bis ins Detail eigentlich ersparen, oder um es anders auszudrücken: Wie nennt man es, wenn mehrere Waschlappen in einer Waschmaschine dicht beieinander liegen? Es läppert sich etwas zusammen. Wie schon gesagt: Kundendienst rollte an - Maschine ließ sich nicht mehr öffnen - ich gab den Tip, mal kräftig vor die Maschine zu treten (schließlich steht auf manchen Fußmatten vor Haustüren auch: Bitte Eintreten) - es folgte die erneute Beschuldigung, ich hätte die Trommel überladen (ja bin ich denn blond?) - wäre wie das HB-Männchen Bruno fast an die Decke gesaust - Wäsche nach dem Trocknen abgewogen, unter 6 Kg - erneute Beschwerde beim Kundendienst - man teilte mir mit, ich würde mir keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn ich die Wäsche vor dem Waschen künftig immer abwiegen würde - Frechheit - Waschmaschine wurde repariert, nach Vorschrift beladen, Knopf gedrückt und...nichts!!!
Bevor mir die ersten Suizidgedanken kamen, wollte ich mich noch mit guten Freunden beraten. Nachfolgend einige Zitate:
"Vielleicht sollte man aus dieser Story eine Kurzgeschichte machen. Die schickt man an einen guten Verleger und von den Tantiemen könnte man sich eine eigene Wäscherei kaufen, so nach dem Motto: Back to the roots - also Waschbrett und Kernseife!"
"Eine handbetriebene Waschmaschine, so einfach zu bedienen, dass man damit sogar die eigenen Kinder beauftragen kann. Vier Holzleisten, eine Wellblechplatte (ein echter Zungenbrecher) einschließlich Stampfer!"
"Beim nächsten Waschmaschinengang kommt der Händler mit in die Trommel. Bin gespannt wie ein Regenschirm, was dabei 'rauskommt!"
"Hauptsache Mann ist gesund und die Frau hat Arbeit!"

usw...
Die dummen Sprüche halfen mir auch nicht weiter. Aber zum Glück gibt es ja eBay. Da wurde eine Waschmaschine ersteigert und am 6. Februar 2006 um 9.00 Uhr morgens geliefert. Top, die Verpackung in einem 1A-Zustand, keine Schäden auf den ersten Blick. Nach dem zweiten Blick Verpackung entfernt, Transportsicherung entfernt, Wasserzu- und-ablauf angeschlossen, Stecker in Steckdose (kleines Stoßgebet wäre auch nicht schlecht gewesen - Anmerkung des Autors) - Testlauf ohne abgewogene Wäsche mit Waschpulver - und nach einer Zeit den Bangen und Wartens: "Source of Error!!!"
Auf meine Anfrage beim Händler kam die nichtssagende, demoralisierende und erschütternde Antwort: "Die Maschine sei wohl eingefroren!"
Was sollte ich tun? Mir die Pulsadern aufschneiden, mich hinter einen Zug werfen (wenn alle Stricke reißen, kann man sich immer noch aufhängen) oder der neuen Maschine von eBay einfach nur 'mal einheizen? Ich entschied mich für die letztere Möglichkeit...
YIEPIEHH!!! Sie hat's gemacht, sie hat 4,5 KG abgewogene Wäsche gewaschen, nix mit hinter'n Zug werfen, keine Schlaftabletten, keinen langen Hals. Komme mir vor, als wenn ich eine "Ente" gegen einen "Trabbi" eingetauscht hätte. Oder war es ein "Käfer"? Auf jeden Fall sie läuft. Und der Händler von der "Bauschlecht" wird sich noch einiges von meinem Anwalt anhören müssen...
Anmerkung des Autor: Meine zehn Jahre alte Waschmaschine war auch mal defekt. Sie pumpte nicht mehr ab. Da habe ich statt Wasser Wein 'reinlaufen lassen und nach dem Waschvorgang selber abgesaugt. Durch das ständige Bücken vor der Maschine entwickelte sich in meiner mittleren Körperhälfte ein Waschbrettbauch, so dass meine Waschmaschine gänzlich überflüssig wurde.
Habe ich heute mal etwas größere Wäsche, ziehe ich die ganzen Sachen auf einmal an, laufe zehn Runden um den Block, bade in der Zwischenzeit im eigenen Saft und warte mit dem Trocknen, bis daß der Sommer kommt.
Zur Nachahmung jedoch nur bedingt empfohlen.