Die Bahn 2

Zweiter Brief an Bahnchef Mehldorn


Betreff:

Reaktion auf meine unbeantworteten Beschwerdebriefe aus den Jahren 2004 und 2005 und meine Beschwerde bezüglich der Urlaubsfahrt mit der Deutschen Bahn im Jahr 2006

Ihr Zeichen:    Bahnhofsmanager
Mein Zeichen:  WC-Herren


Sehr geehrter Herr Mehldorn!

Auf meine beiden Beschwerdebriefe der Jahre 2004 und 2005 habe ich bis heute keine Antwort von ihnen erhalten. Konnte ich auch nicht, weil ich diese Briefe gar nicht an sie abgeschickt habe. Denn hätte ich das getan, wären sie wahrscheinlich von irgendeinem ihrer Untergebenen ungelesen im Papierkorb entsorgt worden. Demzufolge werde ich selbstverständlich auch diesen Beschwerdebrief nicht an sie absenden. Das wäre nur eine unnötige Portoausgabe. Diesbezüglich ist mir aufgefallen, dass sie sowieso wie auch die meisten Politiker unseres Landes nur das Euro-Zeichen im Auge haben - zuzüglich der Fahrpreiserhöhungen. Letztgenannte sind die einzigen, welche bei der Deutschen Bahn pünktlich kommen. Und das Jahr für Jahr. Sollten sie diesen Beschwerdebrief wider Erwarten doch lesen wollen, brauchen sie sich nur auf die Homepage meines Bruders "Fox" einzuklicken. Der hat schon Millionen von Besuchern, welche alle meine Beschwerdebriefe an sie gelesen haben. Mein Bruder war übrigens Mitreisender und Leidensgenosse in ihren Zügen auf unseren Fahrten nach Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel, Hagen, in die Schweiz und nach Neubrandenburg. Ich bin übrigens "Fix" und war fertig, nachdem ich diese anstrengenden Fahrten zusammen mit "Fox" absolviert hatte. Wenn ich jetzt ins Detail gehen würde, Herr Mehldorn, würde ihnen die Pfeife im Hals stecken bleiben. Davon liefen auf den Bahnhöfen übrigens genügend herum. Ich meine die Pfeifen. Man konnte leider nicht immer klar definieren, ob es sich dabei um Zugpersonal oder um WM-Fans handelte. Ist sowieso egal, weil gleich schon unser erster Zug (ich meine natürlich ihr erster Zug) 15 Minuten Verspätung hatte. Das ist bei der Deutschen Bahn ja nichts Neues. Wenn man allerdings an die Fahrverbindung gebunden ist, bringen 15 Minuten Verspätung schon eine ganze Lawine ins Rollen. Und dabei waren wir noch nicht einmal in der Schweiz sondern erst am Anfang unserer Urlaubsreise. Kennen sie Wetter, Herr Mehldorn? Habe ich mir gedacht, kennen sie nicht! Brauchen sie auch nicht, weil ich nicht das "Wetter" meine, sondern die "Wetter" - die Stadt Wetter - Wetter an der Ruhr. Auf der Fahrt von Wetter an der Ruhr bis nach Bochum hatte nämlich ihr Zug, Herr Mehldorn (nicht unser Zug) exakt diese 1/4 Stunde Verspätung; und zwar wegen Bauarbeiten. Was fällt ihnen eigentlich ein, Herr Mehldorn, ausgerechnet während unserer Urlaubsreise, auf die wir uns schon jahrelang gefreut hatten, zwischen Wetter an der Ruhr und Bochum Bauarbeiten durchführen zu lassen? Unerhört! Der Ansicht waren nicht nur wir, sondern auch andere Fahrgäste, die ihre nachfolgende Verbindung ebenfalls nicht mehr mitbekommen haben. Und am Hauptbahnhof in Bochum fuhren alle Züge auf Gleis 3 ein. Nur nicht der von Gleis 1, der hatte nämlich Verspätung. Wie froh ich doch war, dass mein logisch denkender, praktischer und als Organisationstalent bekannter Bruder und Reisegefährte "Fox" sofort tätig wurde, um uns eine andere neue Verbindung zu besorgen. Können sie das nachvollziehen, Herr Mehldorn? Eine komplett neue Verbindung nach Luzern in der Schweiz, neue Platzreservierungen usw. Vor lauter Frust musste ich erstmal auf die neu renovierte Toilette ihres Bahnhofs. Ich war entsetzt. Obwohl für die WM alles komplett umgebaut und wahrscheinlich mit unseren Steuergeldern erneuert, erlebte ich immer noch dieses Plumsklofeeling. Da ich anschließend noch frustrierter war, musste ich mir als nächstes auf ihrem Bahnhof einen Becher Kaffee und ein Brötchen besorgen. Der Kaffee war zwar nicht allzu teuer, aber dafür hätte ich mir am Becher fast schon wieder die Finger verbrannt. Das muss doch wirklich nicht sein, dass sie so heißen Kaffee anbieten. An unserem enormen Gepäck, welches wir auf dem Bahnsteig zurücklassen mussten bei unseren Besorgungen, hielten Fox und ich abwechselnd Wache. Denn ich wusste ja schon aus Erfahrung, dass alleinstehendes, herrenloses Gepäck gern von der Bahnhofspolizei weggenommen wird. Was kann denn das Gepäck dafür, dass es so allein und von niemanden beachtet herumstehen muss?
Als wir dann im Zug nach Chur (eine Kur hatte ich dringend nötig) saßen, gesellte sich zu uns bald darauf ein weiterer Fahrgast, welcher sich uns als Lokführer auf einem ihrer Güterzüge vorstellte. Und was meinen sie wohl, Herr Mehldorn, wer sein Chef ist? - Genau, Sie! Privat hatte er sie auch schon mal kennen gelernt. Na, der hat uns vielleicht Sachen über sie erzählt. Mir kräuselten sich die Nackenhaare und die meisten meiner Ansichten über sie und ihren Betrieb wurden von diesem ihrem Untergebenen bestätigt. Irgendwann erfolgte dann eine Durchsage im Zug: "Der Zug wird wegen Bauarbeiten von Koblenz nach Mainz umgeleitet!" Sie können sich vorstellen, dass ich aufgrund des immer mehr zunehmenden Frusts sämtliche Partien Mensch-ärgere-dich-nicht gegen meinen Bruder Fox verlor. Da muss man sich doch einfach ärgern. Bei meiner nächsten Urlaubsreise fahre ich mit dem Autoreisezug (da kann ich zur Not mit dem Auto weiterfahren), oder ich laufe mit dem Taxi und fahre zu Fuß.
In Baden-Baden kam die nächste Durchsage: Der Zug hatte nun 31 Minuten Verspätung. Herr Mehldorn, sie haben die rote Karte verdient. Wissen sie eigentlich, welche Farbe die hat? Ich hatte mich so auf mein Lunchpaket gefreut. Aber vor lauter Frust bekam ich kaum einen Bissen herunter. Auf der ersten Etappe habe ich nur eine Kleinigkeit gegessen: Eine Banane, einen Vanillepudding, sechs Brötchen, zwei Eier, zwei Frikadösen und eine Kindermilchschnitte. Ich wollte ja gern 5 Kilo abnehmen, aber doch nicht gleich am ersten Tag. Wenn das mit dem Bahnärger so weiterging, würde ich noch eines Hungertodes sterben. Wir kamen zwei Stunden später an unserem Zielort an als geplant. Manchmal waren Fox und ich der Ansicht gewesen, wir würden im Zug "Zug" kriegen.
Sie sollten mal in die Schweiz fahren, Herr Mehldorn! Da läuft alles. Pünktlichkeit bei den Schweizern 1 A-Klasse. Allein schon die Namen der Züge: "Golden Passline", "Glacier Express", "GoldenPass Panoramic", das sind Namen, was, das klingt nach Abenteuerlust, Sehenswürdigkeiten, Service und so weiter. Wahrscheinlich waren sie in ihrem ganzen Leben noch nie in der Schweiz gewesen. Wäre ja auch beschämend für sie...
Auf der Rückfahrt setzte sich das Chaos fort: In Köln wurde der Zug wegen eines Stellwerkausfalls umgeleitet, in Düsseldorf gab es schon eine halbe Stunde Verspätung und in Bochum hielt der EC fast außerhalb des Bahnhofs. Wissen sie eigentlich, wieviel Gepäck wir mithatten, welches wir meterweit schleppen mussten? Und auf der Fahrt nach Neubrandenburg hielten die Züge fast an jedem Kuhdorf und an jeder Milchkanne. Ich kann nur sagen, da sind etliche Verbesserungen von Nöten, Herr Mehldorn. Nicht nur immer das Eurozeichen im Auge und die Taschen noch voller machen. Aber in einer Hinsicht möchte ich mich bei ihnen entschuldigen. Denn im Nachhinein habe ich festgestellt, dass sie auf ihrem 35 000 km langen Schienennetz gar nicht immer die Schuld tragen an den vielen Verspätungen.

Also, in diesem Sinne Herr Mehldorn, nichts für ungut, dann bis zum nächsten Jahr...

Mit freundlichen Grüßen
Fix und Foxi